Leider ist es wieder an der Zeit, eine der ganz großen Industrial Rock-Bands zu Grabe zu tragen. Im Juni erschien in den USA der letzte KMFDM-Release mit dem aussagekräftigen Titel "Adios". Ob und wann diese CD in Deutschland erscheint, steht noch in den Sternen.

Über den Split der Band kann man nur spekulieren. Mastermind Sascha Konietzko weigert sich vehement dazu Stellung zu nehmen. Fest steht nur: KMFDM sind Geschichte. Das eigentliche Ende der Band hat aber wohl schon vor "Adios" stattgefunden, da Günter Schulz und En Esch, die neben Sascha zur Urbesetzung gehörten, nicht mehr allzu viel zur Entstehung des Albums beigetragen haben. "Adios" wurde fast komplett von Sascha und Neuzugang Tim Skold komponiert.

Skold war bereits auf der letzten regulären KMFDM-Platte als Gastmusiker vertreten und hatte dort das grandiose "Anarchy" intoniert. Der Schwede war bis dato nur als Musiker und Sänger der Einmann-Band Skold in Erscheinung getreten. Er veröffentlichte unter diesem Namen ein wirklich hervorragendes Album im typischen "Nine Inch Nails"-Stil, dass sich musikalisch durchaus mit den Arbeiten des "großen" Trent Reznor messen kann. Es ist jammerschade, dass diese Platte völlig untergegangen ist.

Widmen wir uns nun aber dem neuen KMFDM-Werk. Die Liste der Gastmusiker umfasst wie üblich einige illustre Namen. Da sind neben Nina Hagen auch Nivek Ogre, von den gottgleichen Skinny Puppy und wie so oft auch William Rieflin von Ministry und den Cocks zu finden. Die Veränderung innerhalb des Kerns der Band hat seine Spuren natürlich bei der musikalischen Umsetzung hinterlassen. "Adios" ist ungleich technoider als sein Vorgänger. Auch die typischen KMFDM-Sounds und Gitarren sind nicht mehr bei jedem Song vertreten, was der hohen musikalischen Qualität aber keinen Abbruch tut. Selbstverständlich gibt es auch auf dieser Platte wieder einige potentielle Hits, wie z.B. "D.I.Y.", dass man getrost als neues "Megalomaniac" bezeichnen kann oder das erstklassige von Ogre gesungene "That´s all". Der Ausdruck potentieller Hit gilt natürlich nur für die Staaten und nicht für die völlig rückständige deutsche Szene. Ein weiteres Highlight ist auch "Today", aus dem Tim Skolds Gesang, trotz der harten Sounds, einen fast lupenreinen Popsong zaubert. Das Stück hat absoluten Ohrwurmcharakter. Richtig wichtig ist natürlich auch, dass es ein typisches En Esch-Stück auf "Adios" gibt. Der Text von "Bereit" ist ähnlich verschroben wie der vom wundervollen "Kraut" von der "Juke-joint jezebel"-Single.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass "Adios" ein mehr als würdiger Abschluss der Geschichte von KMFDM ist. Allzu traurig braucht der Fan über den Split aber nicht zu sein, denn Sascha und Tim werden den eingeschlagenen Weg unter neuem Bandnamen weiter fortsetzen. Angeblich soll noch dieses Jahr ein Album veröffentlicht werden. Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen. Das Kapitel von MDFMK.

S.G.

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