Wenn man seinen Blick so über die derzeitige Schwarze
Szene schweifen läßt, wird einem sofort klar, dass wir uns
hier auf der Müllhalde der Musikindustrie befinden. Weit über 90
% der in diesem Genre veröffentlichten Tracks haben die Bezeichnung
Song in keiner Weise verdient. Selbst Dance-Acts wie DJ Bobo sind den meisten
heutigen Szenebands musikalisch um Lichtjahre überlegen. Man sehnt sich
förmlich in die 80er zurück, wo gut arrangierte Songs noch an der
Tagesordnung waren und nicht der musikalische Sondermüll, den man heute
regelmäßig vorgesetzt bekommt. Daher ist es um so erfreulicher,
dass sich in der letzten Zeit einige Musiker und Bands wie z.B. The Invincible
Spirit oder Moev zurückmelden,
die man damals als Szenegrößen bezeichnen konnte und für
die der Begriff Komposition kein Fremdwort ist. Dazu muß man ganz sicher
auch Cassandra Complex zählen, dessen letztes Album Sex &
Death ganze sieben Jahre zurückliegt. Mit dem aktuellen Longplayer
Wetware meldet sich Mastermind Rodney Orpheus nun im neuen Millenium
mit all seiner Klasse zurück und beschert uns eine wirklich herausragende
Veröffentlichung. Wetware erinnert aber weniger an das
Gitarrengewitter von Sex & Death, sondern knüpft eher
an alte Theomania- oder Satan Bugs Bunny & Me-Zeiten
an. Vor allem die sehr eingängigen aber dennoch sehr tanzbaren Songs
VALIS, Twice As Good und Bad Faith haben
das Zeug zu echten Clubhits. Wunderbare Refrains wie man sie einfach liebt.
Gelungen ist auch Orpheus Coverversion von
Borghesias Naked Uniformed
Dead, das er textlich völlig neu interpretiert und an das politische
Geschehen der letzten Jahre im ehemaligen Jugoslawien anpasst. Das Rodney
Orpheus kein sonderlich fröhlicher Mensch ist, beweist er uns dann mit
den düsteren Nummern Blood Vessel und It´s OK,
die das letzte Drittel der CD bestimmen. Tja, und mit Never erreicht
er fast schon seine Gunship-Genialität. Wahnsinn!
S.G.